Alter Burgstall (Tanzberg, Denzelberg)
(Die Bezeichnung "Tanzberg" steht je nach Auffassung, entweder für Schanzberg (Befestigungsanlage) oder auch Denzelberg weil die Bauern nach Abgang der Burg die Plattform zum Tanz benützten.
Der Mattsieser Tanzberg ist eine Turmhügelburg <Motte>. (Erklärung siehe hier)
Das Foto zeigt den Nachbau einer Turmhügelburg in Lütjenburg, Schleswig-Holstein Man kann sich vorstellen, dass die Turmhügelburg auf dem Tanzberg in Mattsies ähnlich ausgesehen hat. Bild: Harm-Diercks Gronewold |
Der Tanzberg ist innerhalb der Dorfumwallung.
In alten Büchern ((Quelle: Bistum Augsburg, Steichele, Bd.2) von 1894 ) lesen wir:
Damals mag schon dieses Zweiggeschlecht (der Schenken von Winterstetten) im unteren Burgstall zu Mattsies – einem mit (Wasser)Graben umgebenen kleinen Burghof (jetzt der so genannte Denzel- oder Tanzberg) – sesshaft gewesen sein. Über diesen älteren Burgstall fehlt jede Nachricht. Die Anlage wird wahrscheinlich schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung (1095) bestanden haben.
Zeichnung aus dem Landkreisbuch von 1968 Aus dem Landkreisbuch von 1968 Mattsies, Tanzberg. Besitzer Johann Wörle. Burgstall mitten im Ort hinter einem Bauernhof. Künstlich überhöhter Hügel durch tiefe U-förmigen Graben vom abfallenden Gelände ausgeschnitten. Plateau 32x40 m, wohl ursprünglich annähernd quadratisch. Auf dem Plateau ca. 1,5m tiefe Grube von 8x10 m. Weitere Unebenheiten. An der O-Seite ist der Hügel stark abgegraben, im größeren Einbruch in der NO-Ecke Bauernhaus. Um die NW-Ecke herum steigt auf der N-Seite beginnend eine Rampe zur Höhe, kein Randwall. Der Pfarrer des Ortes berichtet von einem unterirdischen, gemauerten Gang, der sich nach O unter der Strasse durch in Richtung Kirche zog. Gang jetzt verschüttet. Auf der Oberfläche des Hügels keine Mauerreste. Aber: Pfarrer Hold berichtete noch 1909 von "Langen Ziegelsteinen u. angebrannten Balken" beweisen, dass hier ein Gebäude stand. |
(Luft-Aufnahme aus Microsoft-Bing
Die beiden Bodendenkmale (Wall um das Dorf und Tanzberg) sind in der Denkmalliste Bayern als schützenswerte Bodendenkmale eingetragen ! Allerdings ist, besonders vom Wall, nur noch an einigen Stellen etwas zu sehen.
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Wallgraben teilweise noch sichtbar an der Westseite des Tanzberges. Hier Teilstück, ab Zaun ist der Wallgraben bewachsen, aber noch vorhanden. (Foto 16. Oktober 2014, Wößner)
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Der Wallgraben ist nur noch an wenigen Stellen zu sehen. Er hatte aber gewaltige Ausmaße.
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Bild links: aus GoogleEarth.
Tanzberg 2014 und Maierbauer.
Gut sichtbar ist die abgegrabene Kante an der Nordseite
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Im 11.Jh. bauten die Ministerialen an ihren Sitzen oft "Motten" oder Erdhügelburgen. (Turmhügelburgen) Diese Burgen standen auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel und waren meist aus Holz. Der Zweck ist zwar auch Schutz, aber auch ein Machtsymbol der Ortsherren. Die meisten Motten in Deutschland waren ein Machtsymbol des neu entstandenen, niederen Dienstadels der Ministerialen. In Mattsies war um diese Zeit das Geschlecht der Mattsieser*, sie waren Ministerialen der Welfen und Staufer. Ihre bekannten Titel waren "Marschalken". In vielen Urkunden werden sie als Zeugen genannt. Überreste der früheren Burg sind mir nicht bekannt. Erkennbar ist noch eine flache Grube auf dem Plateau mit einer Ausdehnung von ca. 12 mal 12 Meter. Aus dem Geschlecht des Meiers, (nachmalige Maierhof) bildete sich in Mattsies und Rammingen allmählich ein niederer Ortsadel heraus. In Mattsies errichtete er gegenüber seinem Grundbesitz eine relativ große Burganlage, die Teil einer heute nur noch an wenigen Stellen erkennbaren Ortsbefestigung mit Wall und Graben war. Der Mattsieser Tanzberg war ursprünglich größer. Im östlichen Ortskern ist noch als steil geböschter (Teil-)Hügel von ca. 7 m Höhe erhalten. Durch Abgrabungen entstand die heutige Form und Größe.
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Beachten wir den schon genannten Burgstall A, so sehen wir, dass der Bau der Häuser 66, 67, 68 nur dadurch möglich war, dass der Burgstall im Osten abgegraben wurde; er reichte also bis zur Dorfgasse und genau jenseits ist der Maierbauer HsNr. 19. (Abschrift aus "Deutsche Gaue" von Prof. Chr.Frank) erschienen 1930 |
Wie die Burg ausgesehen hat ist nicht bekannt, hier nur ein Beispiel! Die Burg war entweder Wohnburg oder Schutzburg. Ob der Eingang im Obergeschoß war oder im Keller ist nicht feststellbar. Wahrscheinlich war ein Ein/Ausgang oberirdisch und ein Notausgang unterirdisch in Richtung Nordost.
Die Burg wird mit Holzpalisaden umzäunt gewesen sein.
Nach fast 1000 Jahren ist wahrscheinlich von der ehemaligen unterirdischen Ausstattung -die aus Holz bestand- kaum etwas geblieben. So kann man sich die aus Holz gebaute Burg vorstellen.
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Auch so kann die Burg ausgesehen haben. Allerdings war die Form des aufgeschütteten Hügels in Mattsies nicht rund, sondern eher rechteckig bis oval. Zudem mit Maßen, ca. 50x30m auch ungewöhnlich groß. |
Die Mattsieser Herren bauten ab 1202 dann das neue Mattsieser Schloss.
Nach Fertigstellung des Hochschlosses wurde die Türmhügelburg wahrscheinlich nicht mehr genutzt.
* Mattsieser, die schreibweise der Ortsherren war sehr vielfältig. (einige Beispiele siehe hier)