Bier in Mattsies

  Allgemeines zum Bier in Mittelalter.

Da Wasser durch Bakterien, die damals unbekannt waren, oft Krankheiten verursachte, war Bier neben Wein eines der Hauptgetränke der Bevölkerung. Aufgrund seines Zuckergehaltes war es für diejenigen, die sich keine gute Ernährung leisten konnten ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Anfangs wurde Bier in fast jedem Haushalt gebraut, bald gab es dann einzelne Braustellen in einer Gemeinde, die Zunft gehörte zum Bäckerhandwerk.

Der Alkoholgehalt der Erzeugnisse war vergleichsweise gering. Dennoch hatten diese angenehmen, lange haltbaren Durstlöscher immer auch eine berauschende Wirkung, so dass wohl eine latente Trunkenheit jahrtausendelang der Normalzustand gewesen sein dürfte. Alkoholische Getränke dienten darüber hinaus, vor allem natürlich in schlechten Zeiten, als Lieferant wertvoller Kalorien sowie von Vitaminen und Mineralstoffen. Das Mittelalterliche Bier war immer untergärig und hatte ca. 2-3% Alkohol. Schäumen tat es auch nicht. Mit dem fortlaufen des Mittelalters löste Bier und Wein den Met fast komplett ab. Bier wurde von kleinen Kindern bis zum Greis von allen getrunken, zeitweise wurde 80% des Kalorienbedarfs der Bevölkerung mit Bier gedeckt. Nach bisherigen Erkenntnissen, belief sich der Konsum auf etwa 230 bis 280 Liter pro Jahr und Kopf.

Biersorten: 

untergäriges Bier = Für untergäriges Bier darf nur Gerstenmalz verwendet werden.
Halbbier = dünnes Bier, besteht aus den späteren Aufgüssen des Malzes (auch Nachbier, Hausbier, Dünnbier)
(Auch trinken einige ein schwaches Halbbier, welches aber kaum den Namen des Biers verdient.)
Vom Mittelalter bis in unsere Tage hatte Alkohol zudem den Effekt, den mühseligen und meist eintönigen Alltag erträglicher zu machen.

Zweierlei Bier, Weiß- und Braunbier, wurde hergestellt und offenbar auch Hopfen angebaut.  Braunbier kostete maximal 3 Pfg., Weißbier 2 Pfg

Weißes Bier:  Das Weißbier, aus Gerste bereitet, ist wohlfeil (die Maß 2kr), dafür aber auch an Gehalt äußerst arm. Da kein Tarif und keine Preisbestimmung für dasselbe besteht, ist es so ziemlich ohne gesetzliche Kontrolle. Zur Zeit der Ernte, wo es rasch konsumiert wurde, kommt es noch fast warm vom Bräuer und führt viel Hefe mit sich.

Früher hauptsächlich Weißbier, um 1620 - 1636 kam das Braunbier verstärkt auf..
 Die Ordnung von 1535 ließ den Bierschenken als Zutaten neben Gerste, Hopfen und Wasser nur bestimmte Gewürze zu , die Ordnung von 1566 zeigt die Brauerei als vollausgebildetes Gewerbe mit Braumonopol innerhalb des Bäckerhandwerks , mit Schaupflicht und Ausbildungsordnung.

Besonderes zum Bier in Mattsies.          hier Brauerei

Schon bald wurden Braustätten gegründet. Die genauen Jahreszahlen sind nicht zu ermitteln.
1579 - Die Herrschaft von Mattsies hatte die Herstellung ganz untersagt, da Weißbier zu reichlich getrunken wurde.
Das Brauverbot kann aber nicht so streng gewesen sein, denn als Mindelheim in den Jahren 1581 und 1589 ein Brauverbot erließ, beschwerten sich die Bauern, dass jetzt Weißbier unter anderem aus Mattsies faßweise eingeführt wird, zum Nachteil der Bürger und der Herrschaft .
Im Hillental soll Hopfen angebaut worden sein. bis Anfang des 19. Jahrhunderts.

Wieviele und welche Braustätten es in Mattsies im 16. und 17. Jahrhundert gab, kann nicht ermittelt werden.
Da aber schon früh das Schlossgut als landwirtschaftliches Gut betrieben wurde, kann man annehmen, dass auch hier sehr früh eine Braustätte angeschlossen war.
Hinweise sind zu finden:
1. Anzunehmen ist, dass es im Ort schon um das Jahr 1500, Braustätten gab. (eventuell auch in Verbindung mit einer Bäckerei)

2. Ab 1742 wurde die Angelburg in Tussenhausen abgetragen. Die abgetragenen Steine wurden zum Teil auch für einen Neubau einer Braustätte auf Schloss Mattsies verwendet.

3. Am 28.April 1749 hat eine bayerische Kommission das Schlossgut untersucht, um den aktuellen Wert zu ermitteln. Zu der Brauerei steht hier "Ohne Schaden war der sogenannte neue Keller, in dem damals vier Metzen Bier gelagert wurden. Im alten Keller, wo sich weiteres Bier, Malz und Hopfen befanden, stellte man große Bauschäden fest. Gleiches galt auch für das Brauhaus.

4. 1796 Schlacht bei Kammlach (Auszug aus "Geschichte der Stadt Mindelheim" von Brunnemair (1810)
 Der Feldmarschall = Lieutenant Freiherr v. Fröhlich soll, wie ein Monsignore  meldet, von MATHSIEß, einem Dorfe unweit Mindelheim gebürtig, u. d. Sohn d. Bräuverwalters in dem Schlosse zu Mathsieß gewesen seyn.

5. Auszug aus "Chronik Herrschaft Schwabeck" Zacher 1846;  Dieser Edelsitz ist dermal Eigenthum des Herrn Fürsten von Zeil - Wurzach, zugleich Inhaber des Maltheser - Brauhauses in Mindelheim. Außer einem fruchtbaren und ausgebreiteten Güterbesitz vereinigt dieses imposante Schloß zugleich eine im besten Betriebe stehende Brauerei.

Chronik der Brauerei ( soweit bekannt)

vor 1579

erwähnt, aber ohne nähere Angaben

ca. 1685 Herzog Maximilian Philipp hatte mehrere Brauereien. z.B. wurde in Ostettringen das Weißbier und in Mattsies das Braunbier gebraut.

1749

Brauhaus und Braukeller wurden von einer bayerischen Kommision untersucht. Zweck-Verkauf; (es wurde aber nicht verkauft)

1796

erwähnt

bis 1864

Brauhaus des Grafen Waldburg - Zeil 

1880

Schloßbrauerei Freifrau von Botzheim

1906

Freiherrlich von Botzheimsche Schloßbrauerei

1909

Gutsbrauerei Freiherr Walter von Rougemont

1910

Brauereipächter Hans Kracklauer

1911

wurden die Braurechte an die Aktienbrauerei Mindelheim verkauft.

flasche1

Porzellankopf eines Bierflaschenverschlusses -Jahr unbekannt

(zur VerfügunWeißbier01kleing gestellt von Herrn Stork)

 

Weißbier (Anzeige in der Mindelheimer Zeitung) Datum unbekannt!

  (war vor etwa 120 Jahren, ca. um 1906)