Alte Chroniken, alte Beschreibungen

Aus Herrschaft Schwabeck von Georg Urban Zacher (1846)

Aus "Chronik der mittelalterlichen Herrschaft Schwabeck"
von Georg Urban Zacher, Ausgabe 1846

 

Matzsies, ein ansehnliches Pfarrdorf an der Flosach, wohin eine bequeme Vizinalstraße über Unterrammingen und nordwestlich durch blühende Felder Türckheimer Abdachung anderthalb Stunden Wegs ein näherer Fußpfad sich hinzieht. Südlich vom Dorfe 1/4 Stunde entfernt liegt der uralte Burgsitz der Edlen von Matzensiez auf einem erhabenen Hügel. Dieser Edelsitz ist dermal Eigenthum des Herrn Fürsten von Zeil - Wurzach, zugleich Inhaber des Maltheser - Brauhauses in Mindelheim. Außer einem fruchtbaren und ausgebreiteten Güterbesitz vereinigt dieses imposante Schloß zugleich eine im besten Betriebe stehende Brauerei. Das Dorf begreift in sich 88 Wohnhäusermit 117 Familien und 542 Bewohnern nebst 1 Familie in der Mühle. Das Kirchenvermögen unter dem Schutze der heiligen Jungfrau Mariens, an deren Himmelfahrt das Titularfest gefeiert wird, erstreckt sich auf 16 430 fl.

Uran Zacher

Die fruchtbare Ortslage sämmtlicher Einwohner, geschützt von einem im Hintergrunde westlich gelegenen Wald, begünstigt vorzüglich den Wohlstand ihrer Landwirthschaft; der vortrefflich gelagerte Bonitätsgrund gewährt nicht allein den zureichenden Verbrauch, sie können sogar in mittleren Jahren mit ihrem Ernte-Segen einigen Ueberschuß von sich abstossen. Nebenbei treiben diese Landleute für ihren Gebrauch sehr vortheilhaften Flachsbau, so wie nicht wenige derselben durch ihr thätiges Bemühen aus ihrem reichen Futterbau jährlich ein besseres und wohlbeleibteres Stück Vieh mit nicht geringem Nutzen absetzen können.

Der Feldbau erstreckt sich auf 1174 Tagw. Ackergründe, 1390 Tagw. Wiesen und 1001 Jauchert Waldung. Zu diesem Grundbesitze halten sich die Bewohner 105 Pferde, 60 Ochsen, 268 Kühe, 163 Rinder, 72 Schafe nebst 35 Schweinen. Aus diesem Gemeindehaushalt tragen die Ortsbewohner zu den herrschaftlichen Gefällen 1171fl. 7kr. 2 dl. an Grundsteuer, 21 fl. 3 kr. Häuser- und 116 fl. Gewerbsteuer bei.

In der sehr alten Dorfschaft Matzsies (Mazzensiezo) saß schon im frühen Mittelalter ein eigener Ortsadel, der sich von Mazzensiez nannte. Aelter als die Angelberger hausten diese Edlen über einen weit ausgebreiteten Güterbesitz in und außer ihrem Bezirk. Dieses vor 800 Jahren blühende Stammgeschlecht erscheint urkundlich in der ersten Hälfte des XI. Jahrhunderts, als nemlich Berthold von Mazzensiezon zum Hospital in Augsburg durch seinen Advokaten Adelgoz (ungezweifelt den Schwabecker) im Orte daselbst 11 Hufe (Jauchert) Ackers mit einem Herrnhof vergabte.

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"Central-Archiv für die gesammte Veterinär-Medicin und die veterinär-ärztlichen Angelegenheiten. Band 3 Augsburg, 1848

Mattsies, ein Pfarrdorf, zunächst an der Flosach liegend und bereits 3 Stunden westlich vom Landgerichtssitze entfernt, begreift in sich 88 Häuser mit 542 Einwohner. Ein im Hintergrunde nach Westen gelegener und mit Waldung bedeckter Bergabhang begünstigt mit der vortrefflich guten Grundbeschaffenheit den guten Stand ihrer Landwirthschaft; nicht weniger erfolgreich wird die Pferde- und Viehzucht betrieben.
Zu einem Grundbesitze von 1174 Tagw. Acker, 1390 Tagw. Wiesen und 1001 Tagw. Waldgründe halten sie sich 105 Pferde, 60 Ochsen, 268 Kühe, 163 Jungrinder und 250 Schafe. Von Enzootien giebt die Tradition sehr wenig an, daher zu schließen ist, daß solche selten oder nie existieren.

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Aus "Das Bisthum Augsburg, historisch und statistisch" von Anton Steichele - Zweiter Band -erschienen 1864

16. Jahrh. Frühmess - Beneficum (Stiftung)

 Zu Mazzsies bestand im 16. Jahrh. ein Frühmeß-Beneficium, auf welches die Ortsherrn präsentierten. seine Stifter und die Zeit der Stiftung sind nicht bekannt; das Einkommen des Beneficiums aber, welches eine eigene Behausung besaß, war im Jahr 1569 folgendes: Der Zehente aus 31 Jauch. zu Mazzsies und ein Zehente zu Hausen, letzterer mit einem Erträgnisse von 30 - 31 Säcken Getreides, ferner einige Gilten, und an


Grundstücken 14 Tagw. Wiesen nebst 3 Jauch. Aeckern in jedem Felde. Als nun der Frühmesser Christoph Freiberger im Walde Heselwang erschlagen worden war, und gerade damals die Ortsherrschaft von Mazzsies, die vom Stein, einer beim Kaufe des Kirchengutes zu Unter-Rammingen eingegangenen Verpflichtung gemäß die wiederhergestellte Pfarrei daselbst zu dotieren hatte, unterließ sie die fernere Besetzung der Frühmesse in Mattsies, tauschte das Frühmesshaus zum Vogthause ein und überwies im Jahr 1569 die Güter und Einkünfte der Pfründe an die Pfarrei Unter-Rammingen, mit welcher dieselben fortan vereinigt blieben (Akten d. bisch. Arch.). Die Frühmessgründe wurden von genannter Pfarrei erst im Jahr 1850 vertauscht. Für den Frühmesser von Mazzsies hatte, weil er aus dem Pfaffenhausen'schen Filial-Orte Hausen einen bedeutenden Zehenten genoss, die Obliegenheit bestanden, in der nach Hausen gehörigen Kapelle auf dem St. Simons-Berge öfter die hl. Messe zu lesen. Seit Verlegung der Frühmessstiftung von Mazzsies nach Rammingen lasen die Pfarrer von Rammingen monatlich zwei Mal für die Stifter die hl. Messe auf diesem zwei Stunden entfernten Berge. 
Bisthum Augsburg
 
III. Pfarrkirche. Die Pfarrkirche, in Bau und Einrichtung der spätern Zeit angehörend, liegt, vom Gottesacker umgeben, am nordöstlichen Ende des Dorfes auf einer Erhöhung und trägt den Titel von Maria Himmelfahrt, unter welchem der Weihbischof Eust. Egolf Frhr. v. Westernach, Bischof von Dioklea, am 6. Aug. 1697 den Hochaltar consekrirte. der Unterbau des Thurmes aus Tuffstein, außen durch mächtige Streben gestützt, mit einem Rundgewölbe und vermauerten rundbogigen Schalllöchern, ist sehr alt. er bildete im Erdgeschosse wahrscheinlich den Chor der ältesten Kirche und war innen mit Gemälden bedeckt, von welchen sich Reste noch deutlich zeigen. Auf diesem alten Thurme ruht ein Aufbau des 15. Jahrh., welchen ein späterer Achteck-Aufsatz mit kuppelartiger Decke abschließt. In ihm hängen 4 in den Jahren 1626, 1680, 1791 und 1838 gegossene Glocken. - Gestift. Jahrt. und Messen 149. --Rentir. Verm. 8400 fl. Kap., 1300 fl. an Realitäten.
Außer der Pfarrkirche hatte Mazzsies früher zwei Kapellen, nämlich:
1. die Schutzengel-Kapelle auf dem Gottesacker am südlichen Eingange in die Pfarrkirche, für die Schutzengel-Bruderschaft 1684 erbaut;
2. die Kapelle der hl. 14 Nothhelfer am Wege nach Pfaffenhausen, am 6. Aug. 1697 vom Weihbischofe Eust. Egolf Frhn. v. Westernach, Bischof von Dioklea, consekrirt, im Jahre 1775 neu gebaut und erweitert.
Dieselben erlagen im Jahre 1807 der Zerstörung. An der Stelle der letztern Kapelle steht jetzt ein Wohnhaus.
In der Pfarrkirche bestehen zwei Bruderschaften, nämlich: 1. die Bruderschaft Maria Verkündigung, schon im Jahr 1514 errichtet und, als sie in Abgang gekommen war, im Jahre 1619 mit bischöfl. Genehmigung wieder hergestellt. Sie feiert an den fünf Frauenfesten Nachmittags besondern Gottesdienst.
2. Die Bruderschaft der hl. Schutzengel. Sie wurde von dem eifrigen Pfarrer Joh. Christoph Brehe im Jahr 1683 eingeführt, vom Bischofe confirmirt, vom Herzoge Maximilian Philipp und seiner Gemahlin begünstigt. Für Zwecke dieser Bruderschaft baute Pfarrer Brehe im Jahre 1684 die eben erwähnte Schutzengel-Kapelle auf dem Gottesacker. Die Mitglieder begehen am Tage der hl. Schutzengel des Hauptfest ihrer Bruderschaft unter großem Volksconcurse und halten jeden zweiten Sonntag im Monate eine besondere Nachmittagsandacht.
Das Vermögen beider Bruderschaften wurde im Jahre 1754 der Pfarrkirchenstiftung einverleibt.
IV. Pfarrdotationen. Die Pfarrei wurde dotirt mit einem Widdumgute und dem Gesamtzehenten aus dem Pfarrsprengel, wozu noch ein Theil des Zehents aus dem Krautgarten von Tussenhausen kam. Von der Zeit an aber, in welcher die Gutsherrn als Patrone ihre Söhne und Verwandten zur Pfarrei zu befördern wußten und diese gewöhnlich dieselbe nicht persönlich versahen, wurde Zehent und Widdum oft vom Schlosse aus verwaltet und allmälig zum Schlossgute gezogen, ja, zuletzt sahen sich die Patrone als wirklich genußberechtigt zu Zehent und Pfarrwiddum an; daher Hans Adam vom Stein sich befugt glaubte, seiner Schwester Anna v. Freiberg und ihren Nachkommen bei Ueberlassung des Patronatsrechtes am 1. Juni 1546 auch "Alles, so zur Pfarr gehört, Haus, Hof, Stadel, Garten, Widem, Zehent, Mäder", zur Inhabung einzuhändigen. Hienach verfuhren die Freiberge wirklich, indem sie die Erträgnisse der Pfarrer nur eine Competenz reichten, um 1620 bestehend in 50 fl. an Geld, 4 Säcken Vesen und 4 Säcken Roggen, dem Zehenten aus Tussenhausen, den Wiesen des Pfarrwiddums, 2 Jauch. Aeckern, dem Kleinzehenten, den Jahrtagen und Stolgefällen. Dieses Verhältniß fand aber Pfarrer Jakob Lober, welcher im Jahre 1620 die Pfarrei antrat, als nicht zu Recht bestehend, und begann deßhalb im Jahre 1629 auf Herausgabe der alten Pfarrdotation gegen den Patronen, Markus Sittich Frhrn. v. Freiberg zu Raunau, einen Rechtsstreit vor dem Consistorium, welches am 29. Aug. 1631 die Entscheidung erließ, der Gesamtzehent von Mazzsies nebst dem Widdumgute gehöre dem Pfarrer, nicht dem Patrone, und sei dem Erstern fortan unbeanstandet zu belassen. Dabei verblieb es bis heute; ja, auch der Zehen von den Schlossfeldern, welcher bisher nicht gereicht worden war, mußte dem Pfarrer auf Grund dieser Erkenntnisses entrichtet werden, nachdem der Rechtsstreit, welchen Pfarrer Joh. Ant.v. Freiberg gegen den Verwalter von Herz. Maximilian Philipps Verlassenschaft im Jahre 1708 hierüber begonnen und durch alle Instanzen bis 1720 fortgeführt hatte, vom Consistorium zu Augsburg, vom Metropolitangerichte zu Mainz und vom Gerichthofe der Rota in Rom zu Gunsten der Pfarrei entschieden worden war. Somit war aller Zehent von Mazzsies mit Ausnahme jenes kleinen Theiles, welcher, von der Frühmesse herrührend, zur Pfarrei Rammingen gekommen war, in der Hand des Pfarrers vereinigt.