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Dorfgeschichte nur Text (von Orts-Chronist und Landkreisbuch)

Wer lieber die Geschichte in der Zeittafel liest.   

 Geschichte von Mattsies

(erforscht, zusammengetragen und zusammengestellt von Georg Wörishofer (Theologe) gebürtig aus Mattsies) erschienen in der Mindelheimer Zeitung vom 24.Juni 1980

Es wird zu Beginn des 6. nachchristlichen Jahrhunderts gewesen sein, als sich in Rammingen die Alemannen, die die Wertach aufwärts gezogen waren, ansiedelten. Diese Annahme liegt unter anderem aufgrund des Ortsnamens-(ein .Angen"-Ort) nahe, in dessen erstem Bestandteil der Name des Ortsgründers steckt. Daß Rammingen schon als zwei eng benachbarte Siedlungen gegründet wurde, darf vermutet werden. In diese Richtung weist auch die Existenz je eines Meierhofes in Ober- und Unterrammingen. Von Rammingen aus könnte in späterer Zeit das heutige Mattsies besiedelt worden sein. Das Licht der geschriebenen Geschichte trifft beide Orte nahezu gleichzeitig: 1094 schenkte Herzog Welf  IV. mit seiner Gemahlin Judith dem Kloster Weingarten Güter in Rammingen. In dieser ersten urkundlichen Nennung wird das heutige Rammingen "Ramungun" genannt. Nur nebenbei sei bemerkt, daß an dieses Kloster bis 1802 Abgeben gereicht wurden.  Mattsies wird im Jahre 1095 erstmals in den schriftlichen Quellen erwähnt: Der Güteraufzählung des Klosters St. Georgen im Schwarzwald entnehmen wir unter anderem, daß die Witwe Helika ".... zum Eigentum Gottes und des hl. Georg ... zwei Höfe mit allem Zugehör ... in Mathesowa ... im Bistum Augsburg und dem Gau Mindilriet" gelegen, schenkt. Die zweite urkundliche Nennung liegt gut 50 Jahre später, näherhin von etwa 1150, als ein Perthold von Mazzinsiezon, Feldgründe dem Kloster St. Ulrich und Afra zu Augsburg übergibt. Es erhebt sich nun die Frage: Ist dieses "Mathesowa" identisch mit dem .Mazzinsiezon"? Aufgrund von sprachwissenschaftlichen und sprachgeschichtlichen Uberlegungen, die hier nicht ausgeführt werden, und wegen des Hinweises auf den Gau "Mindilriet" darf festgehalt werden, daß es sich bei "Mathesawa" um "Mazzinsiezon" handeln wird. In .Mazzinsiezon" ist der Personenname "Mazzo" - so wird der Sippenälteste der Siedler geheißen haben - und "sioz"
"Gut, Niederlassung, Sitz" enthalten.  Demnach bedeutet Mazzinsiezon, das heutige Mattsies, so viel wie "bei dan Gütern des Mazzo". Intererssant ist, daß: die einzelnen Kanzleien gewisse Eigenarten in der Schreibung von Mattsies aufweisen: z. B. schreibt das' Kloster in Rottenbuch überwiegend "Matzensies", während das Prämonstratenserkloster in Steingarden in den 13 erhaltenen Urkunden vorwiegend "Mazzensiez" verwendet hat.   Aus dem Geschlecht des Rrmeiers, (nachmalige Maierhof) bildete sich in Mattsies und Rammingen  allmählich ein niederer Ortsadel heraus. In Mattsies errichtete er gegenüber seinem Grundbesitz eine relativ große Burganlage, die Teil einer heute nur noch an wenigen Stellen erkennbaren Ortsbefestigung mit Wall und Graben war. Gemäß eines mündlichen Uberlieferungsstranges soll diese Burganlage durch einen unterirdischen Gang mit der Pfarrkirche verbunden worden sein.
   Als im Jahr 1979 im betreffenden Abschnitt der Abwasserkanal in einer Tiefe von nahezu drei Metern verlegt wurde, hätte dieser ·Gang angeschnitten werden müssen, zumal der Kanal im rechten Winkel zu dem besagten Gang verläuft. Aufgrund dieses Befundes darf festgehalten werden, daß die erwähnte Verbindung zwischen Burg und Kirche in der angegebenen Form nicht vorhanden war.
  In Rammingen Iäßt sich weder urkundlich, noch in der mündlichen Überlieferung, noch in den Flurnamen, noch im Erscheinungsbild das Vorhandensein einer Burganlage nachweisen. Jedoch lassen sich als welfische Dienstmannen Heinrich und Hermann von Rammingen urkundlich nachweisen, wobei besonders Hermann in der Zeit von 1144 - 1164 öfters genannt wird. 1172 wird ein Hermann der Jüngere von Rammingen erwähnt. 1176 wird in den Ottobeurem Jahrbüchern ein Hermann von Mattsies aufgelistet, der Lehen des Klosters Ottobeuren trägt.
  In der Folgezeit tritt Hermann von Mattsies als welfischer Dienstmann in den Urkunden auf, während sich zugleich in den Quellen kein Hermann von Rammingen mehr findet. Ob hier Personengleichheit infolge einer Heirat nach Mattsies vorliegt, kann nicht mit hinreichender Sicherheit gesagt werden, weswegen wir die Frage nach dem gegenwärtigen Forschungsstand offenhalten, obgleich diese Annahme die Richtung andeuten könnte, in der die Ursprünge der nachmaligen Herrschaft Mattsies liegen könnten. Vorausblickend sei bemerkt, daß diese drei Orte bis 1808 eine gemeinsame Herrschaftsgeschichte verbindet.

Auf die Bedeutung des Geschlechtes der Herren von Mazzensiez weist die Verwandtschaft zu hochstehenden Persönlichkeiten, die Reichsministerialität, ihr nicht weniger Besitz in der näheren und weiteren Umgebung und ihre Erwähnung als Zeuge auf zahlreichen Urkunden hin. Wegen der angeführten Punkte entschloss sich die politische Gemeinde Mattsies im Jahre 1976 das Wappen dieses Adels, der sich nach dem Ort benannte anzunehmen. Da ihr Wappen, das einen Haken zeigt, nur auf Siegeln erhalten ist, ist die Farbgebung nicht überliefert. Für das Gemeindewappen wurde der Haken in rot gehalten, da diese Farbe der Haken ursprünglich gehabt haben mochte. Dieser rote Haken findet sich auch im Wappenfuß der Marktgemeinde Tussenhausen: Die Brüder Konrad und Heinrich von Mattsies errichteten um 1200 in Tussenhausen die Angelburg, während ihr anderer Bruder Hermann, in Mattsies verblieb. Somit liegt der Haken in den beiden Wappen in einer verwandtschaftlichen Beziehung begründet.
 Etwa gleichzeitig, jedenfalls vor 1246, wird in Mattsies - einer Modeströmung folgend - außerhalb der Siedlung ein Schloß an der Stelle aufgeführt, an der sich heute das Hochschloß erhebt. Am 15. April 1246 wird dieses Schloß gelegentlich einer Besprechung, bzw. eines Vertrages, der im;....Novo Castro Mazzensiez" (neuen Mattsieser Schloß) ausgestellt worden war, erstmals urkundlich erwähnt. Dieses Schloß wird nun das Zentrum der Herrschaft, das es bis 1808 bleiben sollte.
 

 Herzog erwarb die Herrschaft
Noch bevor Herzog Maximilian Philipp, die Vormundschaft für den minderjährigen Neffen und Kurprinzen Max Enmanuel im Juli 1680 abgegeben und sich nach Türkheim zurückgezogen hatte, erwarb er die Herrschaft Mattsies. Dieser Ankauf bildete zugleich den Auftakt für den weiteren Ausbau und die Abrundung seines Machtbereiches. Denken wir hier nur an den Erwerb der benachbarten Herrschaften von Mindelheim (1686), von Angelberg (1689) und der Hofmark Amberg (1697). Die Verhandlungen zu diesem Verkauf reichen bis in das Jahr 1678 zurück: Am 27. April wurde ein sogenannter .eventual Kauff" abgeschlossen.
 Am 28. Februar des folgenden Jahres genehmigt Kaiser Leopold, der mit Herzog Maximilian Philipp befreundet war, diese Kaufhandlung und verzichtet zugleich auf die österreichische Lehenshoheit. Am 27.Juni erteilt er dann die Genehmigung, daß der Blutbann auf Herzog Maximilian übertragen werde. Über den endgültigen Kaufvertrag, der als Kaufpreis 100 000 Gulden nennt, gibt uns eine großformatige Urkunde Auskunft. Den Kaufpreis für diesen entscheidenden Vertrag, der am 29. Januar 1880 in München ausgestellt wurde, nahm der Herzog aus der Heiratsschatulle seiner Gemahlin. In dieser Summe sind "Unser Schloß und Dorff Mattsieß, samt baiden unseren Dörfern Ober- und Under Rammingen mit ihren Hochen und Nideren erichten, und anderen hernachbenannten Herrlichkeiten, und Gerechtigkeiten ..." inbegriffen, "wie auch die aigne Leüth, inner- und außerhalb berüter Dörffer." Ausgenommen sind der Zehent, das Widum, das Patronatsrecht, zwei den Freyberg gehörenden
Sölden in Mattsies und die "Weingartner Güetter" in Oberrammingen, "welche dem Gotteshaus Weingarten züns- und gültbar sind". Der Herzog hielt sich öfters innerhalb der Herrschaft, insbesondere in Mattsies, auf, was die Patenschaften für die Kinder des Präfekten, der das Gebiet zu verwalten hatte, bezeugen. Als wichtigste Baumaßnahme, die in der Zeit der Zugehörigkeit zu Bayern fallen, können der Bau der Pfarrkirche zu Unterrammingen und die Neuanordnung der Wirtschaftsgebäude auf dem Schloß zu Mattsies erwähnt werden. Zu beiden Bauprojekten wurden Steine von der Angelburg in Tussenhausen bezogen, die seit 1749 für den Abbruch freigegeben war. Beispielsweise verbaute man in den Grund der Pfarrkirche von Unterrammingen 25 000 Ziegelstaine von der Angelburg.
Der Bau des "Landgotteshauses" in Unterrammingen vollzog sich in den Jahren 1767 und 1768. Die Innenausstattung konnte 1775 abgeschlossen werden Mit dem Umbau des Sattelturmes, der ein neues Obergeschoß mit Kuppelhaube erhielt, schloß man die Bauarbeiten im Jahre 1796 ab. In den gleichen Zeitraum fallen die Veränderungen an der Schloßanlage in Mattsies,
die insbesondere Gräfin Maria Josepha von Töring-Seefeld vornehmen ließ. Ab diesem Kauf im Jahre 1680 blieben die beiden Rammingen und Mattsies bayerisch, wobei 1808 die letzten Bindungen zwischen Mattsies und den beiden Rammingen aufgelöst wurden. Danach wurden durch das junge Königreich Bayern die Steuerdistrikte errichtet, wobei Ober- und Unterrammingen einen eigenen und Mattsies einen eigenen Steuerdistrikt bildete. Ab 1818 konnte dann jeder der drei Orte eine selbstständige politische Gemeinde werden, da sie das geforderte Limit von 20 Familien erfüllten.
Im Zuge der Gebietsreform schlossen sich am 1. Januar 1974 Ober- und Unterrammingen zu einer politischen Gemeinde zusammen.
Mattsies gehört seit dem 1. Mai 1978 zur Marktgemeinde Tussenhausen.

Aus dem LK-Buch 1968

   Aus dem Buch „Der Landkreis Mindelheim in der Vergangenheit und Gegenwart (1968)“

„Seite 174 –Die Herrschaft Mattsies – von Albert Haider

Schloss und Dorf Mattsies

Die Herrschaft Mattsies gehört mit dem gegenüberliegenden Angelberg bei Tussenhausen zu den ältesten Rittersitzen des Gegend. Mazzenzies oder auch Mazzensiezon heißt soviel wie „bei den Gütern des Mazzo“ und leitet sich von dem Personennamen Mazzo und vom althochdeutschen sioz oder sioza = Gut, Niederlassung oder Sitz ab.

Die ältesten urkundlichen Erwähnungen der benachbarten Rittergeschlechter von Mazzenziez und Angelberg aus dem 12. und 13. Jahrh. Weisen auf eine Wappen- und Stammesgemeinschaft mit den mächtigen Schenken von Winterstetten hin. Man darf annehmen, dass jener Hermann (Sohn Hezelo’s des Klosterstifters von St. Georgen im Schwarzwald), der um 1095 Güter in Mathesowa im Bezirk „Mindilriet“ besaß, bereits diesem Mazzensiezer Zweig der Schenken von Winterstetten angehörte.

Damals mag schon dieses Zweiggeschlecht im unteren Burgstall zu Mattsies – einem mit Graben umgebenen kleinen Burghof (jetzt der so genannte Denzel- oder Tanzberg) – sesshaft  gewesen sein. Über diesen älteren Burgstall fehlt jede Nachricht.

Urkundlich trifft man das Geschlecht von Mazzensies erst 100 Jahre später an, in einer Welf’schen Doppelurkunde von 1178/88 mit 3 Brüdern Hermann, Heinrich und Conrad von Mazzensiez. Diese 3 Brüder treten bei Verhandlungen Welf VI. für das Kloster St. Magnus in Füssen als zeugen auf und sind um Herzog Friedrich von Schwaben, als dieser 1185 zu Schongau die Welf’schen und Stauf’schen Stiftungen an Kloster Roth bestätigt. Mit anderen Reichsministralien ist hermann von mazzensiez um 1197 bei König Philipp am lech anwesend, als Pfalzgraf Otto von Wittelsbach das Gut Laimering an St. Ulrich übergibt. Derselbe Hermann schenkte einen Zehent zu Sibeneichen (Siebnach) und ein Gut zu Moosheim (abgegangen bei Rammingen) an das Kloster Steingaden. Schon in der Mitte de 12. Jahrhunderts hat ein Berchtold de Mazzensiezon Feldgründe zu Mattsies an das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg geschenkt.

Die Söhne des Conrad von Mazzensiez nennen sich 1202 Conrad und Heinrich von Angelberg, zogen also auf die wohl damals erbaute Bergveste von Angelberg ab. Um dieselbe zeit erstand auch das neue Hochschloss zu Mattsies, das 1246 als „neues Schloss“ erwähnt wird.

Als 1905 größere bauliche Veränderungen am Schloss Mattsies vorgenommen wurden, konnte festgestellt werde, dass der nordwestliche Teil des Schlossgebäudes, dessen über meterstarke bis zum 4. Stock hinaufreichende Zwischenmauer auffiel, ursprünglich als freier Turm dastand. Erst in der folgenden Zeit hat dieser Wohnturm durch östliche und südliche Anbauten sein Gesicht verloren. Im unteren teil aus Tuffstein erbaut und gewölbt erkennen wir den ältesten Teil des 1246 erwähnten „novum castrum Mazzensiez“, das ja zunächst nur aus dem Bergfried bestand. Die Anlage steht auf einem künstlichen Hügel. Im obersten Stock des Hochschlosses kamen auch alte vermauerte Schießnischen zum Vorschein, auf der Giebelseite 4 und auf der Längsseite 6, welche in neuerer Zeit teils zu Fenstern ausgebrochen oder vermauert waren. Bemerkenswert war das bloßgelegte Fundament eines kleinen runden Turmes, auf noch älteren Bauresten in 2-3 m Entfernung von der südöstlichen Schlossecke und ein zwischen dem 2. und 3. Stock dahin weisender vermauerter Ausgang. Dieses alles sowoe starke Brandschichten im Schutt sprechen von großen, zum Teil gewaltsamen Veränderungen auf dem alten Burgsitz im Laufe der Jahrhunderte.

Nach einigen Generationen der Hermanne und Conrade von Mazzensiez tauchen bei zahlreichen Urkunden von ca. 1270/80 bis 1357 mehrere Syfride und Heinriche Marschalke von Mazzensiez auf, welche als letzte Sprossen der Ritter von Mattsies betrachtet werden müssen. Im Kampfe Bischofs Hartmann von Augsbug mit dem Herzog Ludwig von Bayern über die Stiftsvogtei steht Kunrat von Mazzensiez auf der Seite des Bischofs wie auch später im jahre 1292 Sifrid von Mazzensiez, welcher den Marschalktitel führt, in Streitigkeiten mit demselben Herzog, dem Bischof Wolfart dient. Sifrids Bruder, der Marschalk Heinrich, verkauft 1294 vier Höfe zu Oberrammingen an das Kloster Steingaden und übergibt 1302 Elisabeth, die Tochter des Ritters Heinrich von Rammingen, die ihm zu eigen war, zur Domkirche in Augsburg. Die Siegel der Gebrüder Heinrich und Sifrid, Marschalke von mazzensiez an 2 Urkunden von 1302 zeigen das Schild der Marschalke von Donnersperg und Oberndorf. Den Beinamen von Mazzensiez führten diese Marschalke nur vorübergehend, als sie vermutlich durch Verschwägerung mit dem letzten Conrad von Mazzensiez diesem im Besitz folgten.

Durch weitere Verschwägerung dieser Marschalke von Donnersperg, genannt von Mazzensiez, gelangte die Veste Mattsies als marktgräflich-burgauisches Lehen an die von Ellerbach. Diese waren damals ein sehr angesehenes schwäbisches Geschlecht, das im 14. Jahrhundert die Marktgrafschaft Burgau pfandweise vom Hause Österreich innehatte. Der um 1295 zu Pfaffenhausen sesshafte „Burkard von Ellerbach“ hatte eine Marschalk von Donnersperg zur Frau, 1312 beurkundete ein „Bruno von Elerbach“ Sohn Burkards von Ellerbach, Landvogt von Mazzensiez. 1352 wird als letzter Ulrich der Marschalk von Mazzensiez genannt.

Mit dem Aussterben derer von Mazzensiez kam die Herrschaft Mattsies, welche auch Ober- und Unterramingen in sich begriff und nun als burgauisches Lehen erscheint, an die Herzöge von Österreich als Marktgrafen von Burgau zurück und wurde von diesen an die Edlen von Ellerbach zu Lehen gegeben. Der erste dieses Geschlechtes, den wir im Besitze von Mattsies kennen, ist Burkhart von Ellerbach, genannt Puppelin. 1357 belehnte Herzog Rudolf von Österreich dessen Sohn Wilhelm mit der „Vestin ze Mazzensies und mit lüten und gütern, die dartzu gehörent“. Nachdem die Ellerbach deren in Mattsies wohnende Linie sich von Mazzensies nannte (1384 Johanns von Ellerbach Ritter, genannt von Matzensies, des Bischofs Burkart von Augsburg Bruder) die Herrschaft über 100 Jahre besessen hatten, gelangte sie um 1460 durch Erbschaft an die Stein von Ronsberg. Die Stein erhielten vom Kaiser den Blutbann für Mattsies und von Karl V: im Jahre 1548 Zollrechte. Diepold von Stein stand im Jahre 1525 als Bundeshauptmann im Feld gegen die Bauern, während diese die Burgen und Klöster des Mindeltales verheerten und sein Schloss Matzensies ausbrannten.

1598 gelangte die Herrschaft durch auf an die Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, welche sie 1679 an Herzog Maximilian Philipp zu Türkheim und seine Gemahlin Febronia, aus deren Heiratsgut der Kaufschilling bezahlt wurde, veräußerten. Nach dem Tode 1705 ging die Herrschaft an das haus Bayern über und wurde mit der Grafschaft Schwabeck vereinigt.

Das Patronatsrecht der Pfarrei Mattsies besaßen in alter Zeit die Inhaber der Herrschaft, wie noch 1544 die Edlen von Stein dasselbe durch Präsentation ausübten. Aber am 1. Juni 1546 überließ Hans Adam von Stein zu Jettingen und Mattsies zur Erkenntlichkeit, „weil seine Schwester Anna, Eberharts von Freiberg-Eisenberg zu Raunau Hausfrau, ihm das Schloß und Dorf Mattsies mit Zugehör abgetreten, welches ihr zu erben laut heiratsbriefs gebührt möchte haben“, dieses Recht an seine Schwester Anna und die von ihr und ihrem Gemahl stammenden männlichen Nachkommen. 1690 wurde dann vereinbart, dass dieses Patronatsrecht immer dem ältesten der Hans Dietrich’schen Linie zustehen sollte.

Die Pfarrei war dotiert mit dem Widdungsgut und dem gesamten Großzehent aus dem Pfarrsprengel und einem Teil des Krautzehents aus dem Krautgarten Tussenhausen. Von der Zeit an aber, da die Gutsherren als Patronate ihre Söhne und Verwandten auf die Pfarrei zu befördern wussten, und diese gewöhnlich nicht persönlich versahen wurde Zehent und Widdum oft vom Schlosse aus verwaltet und allmählich zum Schlossgut gezogen. Ja, zuletzt sahen sich die Patrone als wirklich genußberechtigt an Zehent und Widdum an. Hans Adam von Stein glaubte sich befugt, seiner Schwester Anna von Freiberg zu Raunau 1546 auch alles, „so zur pfarr gehört haus, Hof, Stadel, garten, Widem, Zehent, äder“ zur Inhabung und Nutzung einzuhändigen. Hiernach verfuhren auch die Freiberge wirklich, indem sie die Erträgnisse der Pfarrdotation für sich einzogen und aus denselben den von ihnen präsentierten Pfarrern nur eine Competenz reichten. Pfarrer Jakob Lober fand dieses Verhältnis als nicht zu recht bestehend und begann 1629 einen Rechtsstreit auf Herausgabe der alten Pfarrdotation vor dem Konsistorium in Augsburg, welches 1631 entschied, dass der gesamte Zehent von Mattsies nebst dem Widumsgut dem Pfarrer gehöre und nicht dem Patron. Auch der Zehent von den Schlossfeldern welcher bisher noch nicht gereicht worden war, musste fortan dem Pfarrer entrichtet werden. 1708 hat Pfarrer Johann Anton v. Freiberg gegen den Verwalter von Herzog Maximilian Philipps Verlassenschaft nochmals den Prozess geführt und durch alle Instanzen durchgeführt, der auch vom Konsistorium in Augsburg wie vom Metropolitangericht zu Mainz und vom Gerichtshof der Rota in Rom zugunsten der Pfarrei entschieden wurde. (1720).