Enea Silvio de Piccolomini (Papst Pius II.) (1405-1464)
(In die Zeit des 15 Jahrhunderts fällt auch ein Ereignis, das im Bistum Augsburg als einmalig gilt: Der Italiener Enea Silvio de Piccolomini, der in seiner Eigenschaft als kaiserlicher Sekretär Mattsies als beneficium pinquis (fette Pfründe) kannte, bewarb sich nach seiner Hinwendung zum geistlichen Leben am 21.Mai 1445 um die Pfründe der Pfarrei Mattsies und er bekam die Pfründe auch, obwohl er noch nicht zum Priester geweiht war. Es gilt als sicher, dass Piccolomini nie Seelsorger der Mattsieser war. Ob er den Ort je einmal besucht hat, ist unsicher - jedenfalls als Geistlicher wohl nicht mehr. Allerdings steht geschrieben, dass er als Sekretär des Kaiser Friedrich III. mehrmals in Angelberg (=Tussenhausen) war. Entfernung zu Mattsies 1,5km. Für die Pfründe ließ er einen Stellvertreter amten - damals nichts ungewöhnliches. Nachdem er 1458 den Päpstlichen Stuhl als Pius II. bestiegen hatte, soll er gemäß einem der bekanntesten Stadtführer von Rom scherzend und auf Mattsies anspielend gesagt haben, "dass es ihn weniger gekostet habe Papst zu werden, als "schwäbischer Pfarrer'"
Lebenslauf in Kurzform: geb. 1405 als Sproß einer verarmten Adelsfamilie aus Corsignano bei Siena. Lange Zeit als Sekretär und Diplomat in Diensten geistlicher und weltlicher Fürsten, von Kaiser Friedrich III. in Frankfurt zum Dichter gekrönt. Seit 1447 Priester und im gleichen Jahr 1447 Bischof von Triest, dann von Siena, 1456 Kardinal ab 1458 Papst Pius II. Zur Zeit des Basler Konzils und des kaiserlichen Dienstes erfreute Aenas Silvius den Kreis der lockeren Literaten. In seinen eigenen Schriften erklärt er, dass er in seiner Jugend der Liebe des Frauenzimmers ergeben gewesen und einen natürlichen Sohn gezeuget habe.
Abschrifit aus: www.bautz.de/bbkl PIUS II., Enea Silvio de' Piccolomini, humanistisch gebildeter Jurist, später Priester, Bischof, Kardinal und Papst. Eine der gebildetsten, aber durch sein Vorleben auch abenteuerlichsten Gestalten auf dem Papstthron. * 18.10. 1405 in Corsignano (nach ihm Pienza genannt) bei Siena, † 15.8. 1464 in Ancona. - Das Leben und Wirken P. zerfällt in drei Perioden. Die erste ist gekennzeichnet durch sein Wirken als Dichter, Lebemann, kaiserlicher Sekretär und Anhänger der konziliaren Idee. Die zweite beginnt mit seiner Laufbahn als Kleriker und Vertreter der papalen Idee, der es bis zum Bischof und Kardinal brachte. Die dritte endlich zeigt ihn als Papst und Kämpfer für den Papalismus gegen Fürsten und Hussiten sowie als Kreuzzugsführer gegen die Türken. - 1432 reiste er als Begleiter des Kardinals Domenico Capranica zum Basler Konzil (1431-1499). Beide, Herr und Sekretär, zeigten sich dort als Anhänger der Opposition gegen Eugen IV., der die antipäpstliche Atmosphäre von Basel fürchtete und das Konzil nach Italien verlegen wollte, was ihm 1439 auch teilweise gelang (Konzil von Florenz). Das Basler Konzil, das den Papst abgesetzt hatte, fühlte sich ermächtigt, einen neuen Papst zu wählen, der als Felix V. zum konziliaren Gegenpapst wurde. Als Sekretär von Felix V. verteidigte P. eifrig die Einsetzung des Gegenpapstes und die Rechte des Basler Konzils gegen das von Florenz (1440: »Libellus dialogorum de generalis Concilii auctoritate«). 1442 wurde er als Gesandter vom Konzil zum Frankfurter Reichstag entsandt und übernahm die Stelle eines Sekretärs bei König (ab 1452 Kaiser) Friedrich III. von Habsburg. P., der in der Welt Boccaccios lebte (»Ich bin kein Kastrat«), fühlte sich auch zum Dichter berufen und wurde für seine lockeren Verse von Friedrich III. zum »poeta laureatus« erhoben. Der Eintritt in den kaiserlichen Dienst führte ihn nach Wien, wo er an der Universität Vorlesungen über antike Dichter hielt und damit »entscheidenden Einfluß auf den deutschen Humanismus nahm« (H. Kühner). Als Diplomat Friedrichs III. nahm P. eine neutrale Stellung zwischen den sich bekämpfenden Gegenpäpsten ein. - 1445 wandte er sich endgültig von seinem »weltlichen, sittlich ungebundenen Leben« (G. Schwaiger) ab und ließ sich 1447 zum Priester weihen (»Ich habe mir an Venus den Überdruß geholt«). Hand in Hand damit erfolgte aus realpolitischer Einsicht sein Frontwechsel zu Eugen IV., dessen Anwalt er nun beim Kaiser wurde. So kam es 1448 zum Wiener Konkordat, das dem Papst beträchtliche Privilegien bei der Besetzung geistlicher Ämter im Reich einräumte. Zum Lohn für seine Verdienste um die Festigung der päpstlichen Macht wurde er 1447 zum Bischof von Triest und 1449 von Siena berufen. 1456 empfing er die Kardinalswürde. Der Fall Konstantinopels (1453) erschütterte den Humanisten tief. Von da an wirkte er im Auftrag Nikolaus V. für die »erhabene Idee« (v. Pastor) eines allgemeinen Kreuzzuges gegen die Türken. - 1458 - nach einem bewegten Konklave - wurde der schon kranke und mittellose P. zum Papst gewählt. (19.08..1458). Er nahm den Namen Pius an, wohl weniger in Erinnerung an den altchristlichen Bischof von Rom Pius I. (2. Jh.) als mehr aus Verehrung für den pius Aeneas des Vergil (H. Kühner). Als Papst sah er seine Hauptaufgaben im Kampf gegen die Türken - 1461 schrieb er einen (nie abgesandten?) Brief an den Sultan Mehmed II., um ihn nach dem Vorbild Konstantins zum Christentum zu bekehren -, in der Durchsetzung der papalen Idee - 1460 erließ er die Bulle »Execrabilis«, in der er die papale Suprematsidee verfocht und jede Appellation an ein allgemeines Konzil verdammte - und in der Eindämmung der Waldenser- und Hussitenbewegung - Aufhebung der Basler Kompaktaten, die den Böhmen das Abendmahl »sub utraque specie« (mit dem Kelch) zugestanden hatten. Diese Pläne trafen auf Widerstand in Böhmen (Georg von Podiebrad) und Deutschland. Die Gegner beriefen sich auf den ursprünglich von P. vertretenen Konziliarismus. Zur Klarstellung seiner Position erließ er daher 1463 die Bulle »In minoribus agentes« (»Weist von euch Aeneas, nehmt Pius auf«). Von den europäischen Mächten kaum unterstützt, stellte sich der unkriegerische Gelehrte am Ende seines Lebens selbst an die Spitze eines Kreuzfahrerheeres - nach H. Kühner eine »ebenso heilige wie erschütternde Donquichotterie«, starb aber mitten in den Vorbereitungen zum Kreuzzug. P. gehört zu den Päpsten, »über welche die verschiedenartigsten Urteile gefällt worden sind« (v. Pastor), denn »als Abenteurer hat er begonnen und wie einer der größten Päpste des MA geendet« (P. Joachimsohn).
Schriften: Historia Friderici III. sive Historia Austriaca De ritu, situ, moribus et conditione Germaniae viele Briefe an bedeutende Persönlichkeiten De duobus amantibus historia (Liebesgeschichte von Euryalus und Lucretia). Enea Silvio de' Piccolomini (später: Papst Pius II.), einer der großen Humanisten des 15. Jahrhunderts, hat mit seiner 1457/1458 verfaßten ‚Germania‘ einen kirchenpolitisch, landeskundlich und literarisch interessanten Traktat hinterlassen. In ihm versucht der Verfasser die von den Deutschen gegen die Kurie erhobenen Vorwürfe als unbegründet zu erweisen und sich selbst als Anwärter auf den Stuhl Petri zu empfehlen. Deutscher Titel: "Über den Zustand, die Lage und die Sitten Deutschlands"
Feierlicher Einzug des Papstes Pius II.
in Ancona im Juli 1464
Aenas Silvius Piccolomoni, der spätere Papst Pius II.
wird von Kaiser Friedrich III. in Frankfurt zum Dichter gekrönt.